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Cannabidiol (CBD) ist eine chemische Verbindung aus Cannabis sativa, die keine bewusstseinsverändernden Effekte hervorruft. Gleichwohl kann CBD durch seine Interaktion mit dem körpereigenen Endocannabinoid System eine Reihe von potenziellen Auswirkungen auf die Psyche haben. Wie genau CBD auf die Psyche wirken kann, fasziniert Forscher seit Jahrzehnten.
Die folgenden Abschnitte geben einen Einblick in das Wirkungsspektrum von CBD, seine Auswirkung auf die menschliche Psyche und seinen Einsatz bei Depressionen und Schlafstörungen. Unsere Ausführungen untermauern wir mit Forschungsergebnissen aus dem letzten Jahrzehnt.
CBD besitzt ein breites Wirkungsspektrum auf verschiedene Bereiche des Körpers und der Psyche. Aufgrund der Ähnlichkeit der körpereigenen Endocannabinoide mit den Phytocannabinoiden aus Cannabis kann CBD indirekt mit dem Endocannabinoid System interagieren.
Das Endocannabinoid System ist ein komplexes Netzwerk aus Rezeptoren, Enzymen und Endocannabinoiden im Körper, das verschiedene biologische Prozesse steuert. Zu den körperlichen und geistigen Krankheitsbildern, bei denen CBD wirksam sein kann, gehören:
Je nachdem, in welcher Darreichungsform CBD eingenommen wird, kann es unterschiedlich schnell wirken. Wird CBD als Öl oder Tinktur eingenommen, wird ein Großteil des Wirkstoffs in der Leber abgebaut. Bei oraler Einnahme beträgt die Bioverfügbarkeit nur etwa 6 %. Ärzte raten daher zur Einnahme durch Inhalation. Hier liegt die geschätzte Bioverfügbarkeit bei bis zu 31 %.
Durch seine hohe Fettlöslichkeit kann CBD die Blut-Hirn-Schranke problemlos passieren und sich anschließend im Fettgewebe und anderen Organen verteilen. Später wird es graduell wieder in den Blutkreislauf abgegeben. Wirkungsspitzen sind bei CBD daher nicht zu erwarten.
CBD kann auf die Cannabinoid Rezeptoren des Immunsystems wirken. Im Gegensatz zu THC, das an die CB1 Rezeptoren im Gehirn bindet, interagiert CBD hauptsächlich mit den CB2 Rezeptoren, die sich auf den Zellen des Immunsystems befinden.
Konkret bedeutet das, dass CBD eine immunmodulatorische Wirkung besitzt. Somit kann es die Produktion und Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen drosseln, die Funktion der Immunzellen (T-Zellen, B-Zellen und natürliche Killerzellen) modulieren und unerwünschte Immunreaktionen unterdrücken bzw. eine übermäßige Immunantwort verringern.
CBD kann zur synaptischen Kontrolle der Neurotransmission beitragen. Obgleich sich der Großteil der CB1 Rezeptoren im Immunsystem befindet, ist ein geringerer Teil auch im zentralen Nervensystem vorhanden.
Dort kann die Aktivierung der Cannabinoid Rezeptoren durch CBD bestimmte Neurotransmitter (Glutamat, GABA, Serotonin und Noradrenalin) freisetzen, die die Stimmung und das Schmerzempfinden beeinflussen.
Im Gehirn kann CBD die Wiederaufnahme von Adenosin reduzieren. Das kann zum Schutz der Neuronen beitragen und Entzündungen im Gehirn hemmen. Wissenschaftler vermuten, dass CBD somit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson entgegenwirken könnte.
Ferner kann CBD direkt auf die Hirngefäße einwirken und dort die Produktion von Stickstoffmonoxid drosseln. Das blockiert den Transport von Kalzium durch die Zellmembranen und erweitert die Blutgefäße [1].
CBD kann die Aktivität der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im zentralen Nervensystem modulieren und wirkt damit potenziell entspannend und beruhigend auf die Psyche. Durch diese anxiolytischen Wirkungen könnte CBD Patienten mit Angstzuständen und traumatischen Erfahrungen bei der Bewältigung ihres Alltags helfen. Forscher schlussfolgerten in einer Studie aus dem Jahr 2015, dass CBD ein erhebliches Potenzial zur Behandlung verschiedener Angststörungen besitzt [2].
CBD kann zudem die Verfügbarkeit von Serotonin erhöhen, indem es auf die 5-HT1A-Rezeptoren im Zentralen Nervensystem einwirkt. Serotonin wird als zentraler Neurotransmitter für die Stimmungsregulation, Angstbewältigung und Schlafarchitektur gesehen.
In der Medizin wird CBD daher zur Therapie folgender Krankheitsbilder verwendet:
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Depressionen in Deutschland zu einer regelrechten Volkskrankheit entwickelt. Herkömmliche Medikamente, etwa Trizyklische Antidepressiva, MAO-Hemmer oder Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer haben häufig starke Nebenwirkungen und wirken nicht bei allen Patienten.
Derzeit werden Cannabisblüten, die reich an CBD sind, bei Depressionen verschrieben. Es handelt sich hierbei um medizinisches Cannabis – nicht um Nahrungsergänzungsmittel aus der Drogerie.
In jüngster Zeit häufen sich wissenschaftliche Veröffentlichungen, die präklinische und klinische Belege für den Nutzen von CBD bei einigen neuropsychiatrischen Störungen wie Epilepsie, Angstzuständen und Schizophrenie liefern. Das Interesse an CBD als Mittel zur Behandlung von Angstzuständen und Panikattacken ist daher rasant gestiegen.
Aus medizinischer Sicht können Angststörungen wie folgt unterteilt werden:
Ein bedeutender, gemeinsamer Faktor in der Entstehung dieser Angststörungen ist Stress.
CBD kann den durch akuten Stress ausgelösten Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks verringern. Forscher fanden zudem, dass CBD die verzögerte Stressreaktion des Körpers eindämmen könnte. Dies bezieht sich auf Angst, die durch chronisch unvorhersehbaren Stress hervorgerufen wird.
Zurückzuführen ist das auf die Aktivierung des CB1 Rezeptors, die zu einer höheren Konzentration an Anandamid im Hippocampus führte.
Über seine angstlösende Wirkung hinaus besitzt CBD noch zahlreiche weitere Eigenschaften, die dem Cannabinoid ein breites therapeutisches Spektrum eröffnen, und zwar:
So kam eine Auswertung präklinischer, experimenteller, klinischer und epidemiologischer Studien zu dem Schluss, dass CBD ein erhebliches Potenzial zur Behandlung verschiedener Angststörungen haben könnte [2].
Aufgrund der entspannenden Eigenschaften von CBD liegt seine schlaffördernde Wirkung nahe. Tierstudien konnten dies beweisen. Sie zeigten eine Verlängerung der Gesamtschlafdauer nach der Einnahme von CBD. Dabei nahm die REM-Latenz (die Zeitspanne zwischen dem Einschlafen und dem Einsetzen der REM-Schlafphase) bei höheren Dosen zu [4].
Weitere Studien an Menschen bestätigen diese Ergebnisse. Eine kontrollierte Studie ergab, dass sich Personen schläfriger fühlten, wenn sie Cannabis konsumierten, das reich an CBD war. In einer 2019 durchgeführten Studie mit 72 Erwachsenen fanden Forscher heraus, dass sich der Schlaf bei 48 Patienten (66,7 %) innerhalb des ersten Monats verbesserte [3].
Patienten, die CBD einnehmen, berichten nur selten von störenden Nebenwirkungen. Zum einen liegt das daran, dass CBD für medizinische Zwecke schonend extrahiert wird und Hersteller hierfür strenge Qualitätsstandards erfüllen müssen.
Zum anderen birgt CBD kaum Nebenwirkungen, da es vom menschlichen Organismus gut toleriert wird. Erst bei Mengen, die die durchschnittliche tägliche Dosierung um das 187-fache übersteigen, könnte CBD zum Tod führen. Dies bezieht sich auf einen Erwachsenen mit 75 kg Körpergewicht [1]. Bis zu einer Dosis von maximal 1500 mg pro Tag bei oraler Einnahme wird CBD gut vertragen, ohne dass sich die Psychomotorik verlangsamt oder es zu Anomalien der Vitalparameter kommt [2].
Dennoch können leichte Nebenwirkungen bei höheren Dosierungen und insbesondere am Anfang der Behandlung mit CBD auftreten. Dazu gehören:
Ferner wurde CBD in Labortests als Hemmstoff für bestimmte Enzyme identifiziert, die für den Abbau von Medikamenten im Körper verantwortlich sind. Das bedeutet, dass CBD unter anderem den Spiegel von Antidepressiva, Immunsuppressiva, Opioiden oder Protonenpumpenhemmern im Blut beeinflussen und so zu möglichen Wechselwirkungen führen könnte [1].
Aufgrund der potenziell unerwünschten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte eine Therapie mit CBD ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Ein Arzt wird außerdem wissen, wie der Therapieplan mit CBD angepasst werden sollte, wenn es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt.
Mitunter kann CBD die Stimmung und den emotionalen Zustand verändern. Das ist im Falle psychischer Erkrankungen wie Depressionen sogar gewünscht. So gehören Entspannung und bessere Laune etwa zu den „Nebenwirkungen” von CBD.
Im Allgemeinen wird CBD als sehr sicherer Wirkstoff angesehen – insbesondere in Bezug auf die Psyche. Die Nebenwirkungen, über die von Patienten bisher berichteten, beschränken sich auf den Körper und sind in der Regel von vorübergehender Natur. Dennoch ist es ratsam, vor der Anwendung von CBD und in Fällen bereits bestehender psychischer Erkrankungen Rücksprache mit einem Arzt zu halten.
CBD, das zur Behandlung psychischer Gesundheitsbeschwerden eingesetzt wird, sollte von einem Arzt verschrieben werden. Rezeptfreie CBD Produkte sollten unbedingt vermieden werden. Ärzte verschreiben in der Regel medizinische Cannabisblüten, die inhalativ verabreicht werden. Bei psychischen Beschwerden kommen dann solche Sorten infrage, die reich an CBD sind und weniger als 1 % THC enthalten.
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